Albert Rieger wurde am 10.04.1914 in Karlsruhe geboren. Sein Vater Albert Friedrich Rieger, Steuerberater und Bücherrevisor, war ebenfalls gebürtiger Karlsruher, seine Mutter Luise geb. Höhn stammte aus Wörth in der Pfalz. 1916 kam sein einziger Bruder Kurt auf die Welt. 1933 machte Albert Rieger sein Abitur am Humboldt-Gymnasium und begann im Herbst des gleichen Jahres sein Studium an der Landeskunstschule in Karlsruhe bei den Professoren Georg Siebert und Hermann Goebel. Bereits nach einem Semester trat er in die Meisterklasse August Gebhards ein und bekam sein eigenes Atelier. 1935 meldete er sich freiwillig zum Militärdienst, aus dem er drei Jahre später als Leutnant entlassen wurde. Er nahm sein Studium in Karlsruhe wieder auf, bis er im September 1939 zum Kriegsdienst einberufen wurde. 1941 heiratete er die Architektentochter Charlotte Prestel, die er während seines letzten Studienjahres an der Akademie kennengelernt hatte. 1943 wurde der gemeinsame Sohn Thomas geboren. 1944 wurden bei einem Bombenangriff sowohl die elterliche Wohnung in Karlsruhe, in der auch Albert Rieger und seine Frau gelebt hatten, als auch sein Atelier in der Akademie zerstört, wodurch viele Bilder verloren gingen.
1945 kehrte Albert Rieger aus dem Krieg zurück und bezog mit seiner Familie eine Wohnung in der Bachstraße in Karlsruhe-Mühlburg. Im Jahr 1947 wurde Rieger Mitglied des Berufsverbandes Bildender Künstler Baden e.V.. Er begann als selbständiger Grafiker zu arbeiten. Gleichzeitig beteiligte er sich regelmäßig an Ausstellungen, u.a. als Mitglied der "Jungen Gruppe Baden". Zusammen mit seiner Frau unternahm er zahlreiche Auslandsreisen, die ihn durch ganz Europa führten, vor allem aber nach Frankreich.
1965 konnte er das Atelier von Wilhelm Schnarrenberger am Mühlburger Tor übernehmen. In dieser Zeit engagierte er sich kunstpolitisch und begleitete einige Ämter. So übernahm er 1959 im Badischen Kunstverein das Amt des Schriftführers und 1968 wurde er zum Mitglied des Beirats der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden als Vertreter des Berufsverbands Bildender Künstler Baden e.V. gewählt. Nach dem Umzung seines Ateliers 1971 in das Atelierhaus der Stadt Karlsruhe in der Stresemannstraße zog er sich von seinen öffentlichen Aufgaben weitgehend zurück. Eine Einzelausstellung im Eichendorffgymnasium in Ettlingen 1974 verschaffte ihm die bis dahin nur vereinzelt entgegengebrachte Anerkennung seitens der Öffentlichkeit und machte ihn über regionale Grenzen hinaus bekannt.
Die letzten fünf Jahre seines Lebens wurden von Krankheit bestimmt. 1987 bekam er einen ersten Schlaganfall, es folgten häufige Klinikaufenthalte. 1989 musste er seine Malerei aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Am 8.4.1992 starb er in Karlsruhe im Alter von 77 Jahren.
Künstlerischers Werk - Charakteristisches
Albert Riegers künstlerisches Werk wird gekennzeichnet durch seine eigene Farbigkeit, zunächst einer Orientierung an Paul Cézanne, einer zunehmenden Zusammenfassung der Formen und ein spätes Interesse an der Malweise der Fauves mit einer Vernachlässigung der Raumwirkung und der Gestaltung des Bildganzen mit nebeneinandergesetzten großen Flächen.
In den frühen 50er Jahre erwachte Riegers zeitweises Interesse an den Impressionisten durch seine ersten Auslandsreisen, während denen er die besonderen Lichtverhältnisse der südlichen Landschaft studieren konnte. Er verarbeitete Gesehenes, ohn dieses einer vorgegebenen Bildaussage unterzuordnen. Ihm gefiel die Landschaftsmalerei von Paul Cézanne im Bezug auf die Darstellung großer Flächen, den diagonalen Bildaufbau und die Vernachlässigung von Details. Rieger arbeitete ausschließlich vor dem Motiv, d.h. Stillleben entstanden im Atelier oder auch in der Wohnung am Küchentisch, Porträts ebenfalls im Atelier oder im Freien und Landschaften in Pleinairmalerei. Er erstellte fast jedes Bild in einem Zug. Ateliefausführungen nach Skizzen oder Vorzeichnungen gibt es nicht.
Albert Rieger gab manchmal mit dem Lineal Bildbegrenzungen vor oder er nutzte einfach die vorhandene Malfläche aus. Er zeichnete entweder mit Bleistift vor und fuhr anschließend die Linien mit Umbrabraun und dem Pinsel nach oder er begann gleich mit Farbe Umrisslinien vorzugeben. Neben Braun verwendete er dazu einige Male auch Blau oder Gelb. Dann füllte er die entstandenen Flächen, vergleichbar einer Grundierung, in einer Farbe aus und zog mit derselben bei anderen Flächen die Umrisse nach oder deutete Licht- bzw. Schattenzonen an. Er arbeitete am ganzen Bild gleichzeitig und führte nicht jeden Bildgegenstand nacheinander für sich aus.
Für seine Malerei nahm er hauptsächlich Tempera- und später Acrylfarben, die ersteren manchmal mit Ei vermischt. Rieger hatte eine Vorliebe für Temperafarben, da diese eine schnellere Malweise ermöglichten und er nicht ungeduldig warten musste, bis die Farben trocken waren und er sein Werk fortsetzen konnte. Dadurch gewann seine Arbeit an Spontaneität.
Inder Farbigkeit verwendete Albert Rieger seit den 50er Jahren die beschränkte Palette, angeregt von seinem Künstlerkollegen Otto Laible, d.h. nur Grundtöne und deren Abstufungen in einem Bild. Albert Rieger gebrauchte Lichterocker, Chromoxidgrün stumpf und Olivgrün, ferner Umbra gebrannt, Englisch Rot hell und Elfenbeinschwarz. Dann bereicherte er seine Farbzusammenstellung mit Pariserblau und Ultramarin hell. Spääter verwendete er auch Chromoxidgrün feurig sowie Mittelgelb, Krapprot und Karminrot. Durch Mischung mit Schwarz und Weiß entstand eine gewisse Tonigkeit. Diese Farbigkeit behielt er immer bei.