Stillleben

Neben Landschaften malte Rieger hauptsächlich Stillleben. In den späten 70er und frühen 80er Jahren entstanden einige großformatige Stillleben, die sich zunächst durch reichhaltiges Inventar, wie Flaschen, Krüge, Obst und Schalen auszeichneten. Rieger benutzte häufig für seine Stilllebenarrangements über einige Jahre hinweg die gleichen Gegentände.

Zunächst ging die von Rieger entwickelte Bildkomposition seiner Stillleben auf den Bildaufbau in Stillleben von Paul Cézanne zurück. Cézanne rahmte ein im Bildvordergrund aneordnetes Stillleben mit übereck gestellten Kommoden und Tischen ein oder füllte den Hintergrund mit Stuhllehnen, Beistelltischen mit geöffneten Schubladen und Truhen aus. Die Richtungen der Schrägen und Kanten waren wahllos und wurden durch Senkrechte ausgeglichen. Er stellte das Stillleben nahsichtig in den Vordergrund.

Später zeichnen sich Riegers Stilllebendarstellungen durch eine Verringerung der Anzahl der dargestellten Objekte, eine Verkleinerung des Bildausschnitts und die Zurücknahme der Ausgestaltung des Hintergrunds aus. Die Stilllebengegenstände bilden den klaren Mittelpunkt eines Bildes und sind in großen Formen wiedergegeben. Der Hintergrund wirkt wie eine Kulisse, vor der sich das Eigentliche abspielt und der Raum um das Geschehen herum wird als unwesentliches Beiwerk vernachlässigt.

Paul Cézanne stellte in eingen seiner Stillleben die Objekte und Gegenstände nicht der perspektivischen Wirklichkeit entsprechend dar. Er malte also ein Gefäß zur gleichen Zeit aus verschiedenen Blickwinkeln. Er wollte damit den Gegenstand vollständiger erfassen, mehr von ihm zeigen, als eigentlich möglich ist. Albert Rieger griff diese Darstellungsweise auf und malte z.B. die Öffnungen von Flaschen oder Vasen groß und rund, so als ob sie von oben gesehen werden würden, obwohl die anderen Gegenstände von vorne erfasst wurden. Auch ein Deckel einer Kanne scheint nicht durch Zufall verrutscht zu sein. Das Ergebnis ist die gleichzeitige Wiedergabe eines Objektes sowohl in der Fläche als auch in der Tiefe.

Zu der Zurücknahme der Ausarbeitung des Hintergrunds kommt bei einigen späten Stillleben auch eine Reduzierung der Standfläche, auf der die Objekte angeordnet sind, hinzu, d.h. diese wird so eng gefasst, dass nicht mehr zu erkennen ist, ob es sich z.B. um eine Tischplatte oder eine Kommodenoberfläche handelt.

Daraus ergibt sich ein enges Beisammenstehen der Gegenstände im Vordergrund und die Vereinfachung ihrer Umgebung zur einfachen Farbfläche, Raumwirkung erfolgt nur durch Überschneidungen, prinzipiell ist dies die gleiche Entwicklung wie bei den Landschaften. 

Der Malstil von Albert Rieger ist expressiv zu nennen im Sinne von der Verwendung großer Flächen und Formen, der Reduzierung der Perspektive und der Verstärkung der Umrisse. Da er immer gegenständlich geblieben ist, kann man seine Malweise als expressiven Realismus bezeichnen.

 

 

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© Daniela Rau